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Mein erstes Bienenjahr - was ich gerne schon vorher gewusst hätte

Ich habe die Tage vor Silvester genutzt, um mein erstes Bienenjahr Revue passieren zu lassen und vieles ist ganz anders gekommen als erwartet...
Mein erstes Bienenjahr - was ich gerne schon vorher gewusst hätte
Januar 2025 in den Buchholzer-Reben bei Waldkirch mit Kandelblick

Ein frohes neues Jahr an alle Bienenfreunde da draußen!
Ich habe die Tage vor Silvester genutzt, um mein erstes Bienenjahr Revue passieren zu lassen und vieles ist ganz anders gekommen als erwartet...

Varroa, Varroa und nochmals Varroa ...
Ich habe es schon in einem früheren Beitrag erwähnt: Wer Imkern sagt, sagt Varroabekämpfung. Als ich mich entschloss, Bienen zu halten, wusste ich nicht, in welchem Ausmaß man sich mit dieser Milbe auseinandersetzen muss. Diese 1,1 Millimeter lange und 1,6 Millimeter breite Milbe ist der größte Feind unsere Honigbiene und der Hauptgrund für das Sterben von Bienenvölkern. Das Bundesland Baden-Württemberg gibt jedes Jahr ein Varroa-Bekämpfungskonzept heraus, in dem festgelegt ist, zu welcher Jahreszeit welche Maßnahmen und Mittel zur Bekämpfung eingesetzt werden dürfen. Hier findet ihr das Konzept von 2024: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/tierschutz-tiergesundheit/tiergesundheit/tierkrankheiten-tierseuchen-zoonosen/varroose

Zu Beginn des Jahres werden nur biotechnische Maßnahmen durchgeführt. Die Behandlung mit Säuren ist zu unterlassen, da die Bienen im Frühjahr den Nektar und Pollen sammeln, den wir anschließend ernten wollen. Die Behandlung mit Säuren erfolgt erst nach der Honigernte im Juli. Dadurch wird sichergestellt, dass keine Rückstände der Behandlungsmittel in den Honig gelangen. Diese Rückstände sind zwar für den Honigkonsumenten gesundheitlich unbedenklich [1] , sie verändern jedoch den natürlichen Säuregehalt des Honigs und damit seinen Geschmack.


  1. Leitfaden Varroa-Bekämpfung in Öko-Imkereien, Institut für Bienenkunde Celle pdf download ↩︎

Bei der Behandlung mit Säuren sind die Witterungsbedingungen entscheidend. Beispielsweise darft dei der Anwendung von Ameisensäure die Außentemperatur nicht zu niedrig und die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch sein. Ideal sind Temperaturen zwischen 20 °C und 30 °C, je nach Verdampfersystem.
Ob die Temperatur für die Behandlung geeignet ist, kann auf der Varroa-Wetterseite überprüft werden (https://www.bienenkunde.rlp.de/Bienenkunde/Varroawetter/Baden-Wuerttemberg). Hier kann nach Auswahl des Standortes auf einem Dashboard abgelesen werden, ob gute Bedingungen für die Behandlung herrschen.

Wo bleibt der Honig?
Wenn man in der Familie und im Freundeskreis verkündet, dass man jetzt unter die Imker*innen gegangen ist, dann kommt sehr schnell die Frage: "Wann gibt es denn den ersten Honig?" Diese Frage stellt man sich natürlich auch selbst, denn wozu macht man sich die ganze Arbeit? Wir haben im Mai 2024 mit zwei Ablegern angefangen. Ableger sind junge Biennevölker. Diese werden von Imker*innen künstlich gebildet und sind kein natürlicher Fortpflanzungsprozess der Bienen. Bei der Ablegerbildung werden Brutwaben aus einem bestehenden Volk entnommen. Das junge Bienenvolk benötigt das erste Jahr zur Volksentwicklung, deshalb wird in dieser Zeit auch kein Honig geerntet. Erst im darauffolgenden Jahr, wenn das Volk gut über den Winter gekommen ist, kann man sich auf den ersten Honig freuen.

Hat jemand den Goldesel gesehen?
Imkern ist teuer. Und damit meine ich nicht "der Fitnessbeitrag ist teuer". Im ersten Jahr haben wir eine Materialliste überreicht bekommen und haben uns im nächstgelegenen Fachhandel mit der notwendigen Ausrüstung eingedeckt. Nachdem wir zwei neue Beuten inkl. Rähmchen und Deckel, Wabendraht-Spanner, einen Smoker, zwei Schleier, die ersten Mittelwände usw. gekauft hatten, war unser Konto um 850 Euro leichter und ich stand unter Schock. Das Hobby ist jeden Cent wert, aber man sollte die Kosten nicht unterschätzen! Wer handwerklich bewandert ist oder einen Schreiner unter seinen Freunden zählt kann hier einiges an Geld sparen! Tja und wer hätte es vermutet, dieser ganze Kram muss auch verstaut werden. Also haben wir kurzum das kleine Kellerabteil unserer Wohnung auf links gedreht und mit zwei Brettern eine weitere Ablage unterhalb der Decke eingezogen damit wir noch etwas Platz gewinnen.

Wer mit möglichst wenig Aufwand Bienen halten möchte, dem empfehle ich einen Blick auf das Open-Source-Konzept "Bienenkiste" (https://bienenkiste.de/info/).

Ein Thema, viele Meinungen.
Zu vielen Fachthemen gibt es in der Imkerpraxis unterschiedliche Meinungen. Als im September die Bienen auf den Winter vorbereitet wurden, stand plötzlich die Frage im Raum: Überwintern mit geschlossenem oder offenem Boden, mit oder ohne Klimadeckel? In unserem Anfängerkurs haben wir zwei Lehrimker und jeder hat seine eigene Art, die Bienen zu überwintern. Würde man zwei weitere Imker*innen fragen, hätte man vier verschiedene Meinungen. Und auch der Gang in die Bibliothek und das Durchblättern von fünf verschiedenen Bienenbüchern konnte mir keine Antwort liefern, da das Thema Klimadeckel in deren Büchern noch keinen Einzug gefunden hat. Dieser Umstand war für mich als Jungimkerin eine Herausforderung. Das heißt viel recherchieren, viele Meinungen einholen und dann nach bestem Wissen und Gewissen eine Entscheidung für seine Bienen treffen. Aber das ist auch das Spannende an diesem Hobby. Recherchieren, ausprobieren und vielleicht im nächsten Jahr alles anders machen, ganz nach dem Motto: Trial and Error.

Fazit

Im Nachhinein denke ich, dass es gut war, dass ich mir der Tragweite dieses Hobbys nicht sofort bewusst war. Sonst hätte ich den Schritt wahrscheinlich nicht gewagt. Jetzt stelle ich mich nach und nach jeder Herausforderung und bin froh darüber, denn es macht unglaublich viel Spaß.